Das Projekt - Chemie aus dem Koffer

Innovativer Charakter der Idee

Chemie außerhalb eines Chemielabors oder Chemie­saals zu betreiben ist relativ kompliziert, da die nötigen Ressourcen wie Wasser, Strom oder Gas fehlen. Meine Idee war es, einen Koffer zu entwickeln, der ohne Bereitstellung eben dieser Ressourcen funkti­onstüchtig ist. Daneben soll zusätzlich bei der Auswahl der beinhalteten Experimente der Bezug zum Alltag im Vordergrund stehen. Der „Chemiekoffer“ kann sowohl als De­monst­rationskoffer, sowie auch als Schülerexperimentierkoffer eingesetzt werden, da alle Experimente mit einer beigefügten Experimentiervorschrift ausgestattet sind. Dabei wer­den alle Lerninhalte des Chemieunterrichts in der Sekundarstufe I mit unterstützenden Experimenten abgedeckt.

Steigerung der Attraktivität des Unterrichts

Es ist hinlänglich bekannt und bewiesen, dass selbstständiges Tun im Unterricht die Motivation erheblich steigert. Da Chemie von jeher oft verkannt wird und eher negativ besetzt ist, möchte ich durch die Experimente aus dem „Chemiekoffer“ die Chemie des Alltags bekannt machen und die Notwendigkeit, sich damit auseinander zu setzen. Erkenntnisse zu gewinnen, die mit dem Alltag im Einklang stehen, versprechen auch Nachhaltigkeit über den Chemieunterricht hinaus. Diese positive Einstellung zum Fach Chemie verheißt aber auch Neugierde und weckt den Forschergeist im Schüler oder der Schülerin. Durch den Einsatz des „Chemiekoffers“ als Schülerexperiment kann die gesamte Klasse selbstständig experimentieren und dadurch individuelle Erkenntnisse gewinnen.

Verbreitung der innovativen Idee

Zunächst stehen die Informationen zum Chemiekoffer der ganzen Welt unter www.wilhelmpichler.at zur Verfügung. Darin enthalten sind alle Experimentierbeschreibungen und Unterlagen zum Koffer. Begleitend wird im Rahmen von Fortbildungen der „Chemiekoffer“ mit Kolleg/innen in Workshops selbst zusammen gebaut. Dies hat zum Ziel, dass die Kolleg/innen durch den Selbstbau eine gewisse „innere Beziehung“ zum Koffer aufbauen und diesen im Unterricht noch effizienter einsetzen können. Ebenso wird der „Chemiekoffer“ bei diversen Bildungskongressen vorgestellt. Als Mitglied der Steuerungsgruppe des regionalen Netzwerks Steiermark werden die Informationsstrukturen dieses Netzwerkes genutzt, um den „Chemiekoffer“ bekannt zu machen. Als zukünftiger fachbezogener Bildungsmanager für das Fach Chemie an AHS in der Steiermark werde ich versuchen, diese Innovation vielen  Fachkolleg/innen  zugänglich zu machen.

Nachhaltigkeit

Wie oben beschrieben, kann durch meine Publikation im Internet und deren ständige Weiterentwicklung der „Chemiekoffer“ zu einem Markenprodukt werden. Dabei ist es mein Ziel, in weiteren Workshops möglichst viele selbstgebaute Chemiekoffer entstehen zu lassen, um damit einen Schneeballeffekt zu erzielen. Verbunden ist damit der vermehrte Einsatz des „Chemiekoffers“ im Chemieunterricht als Demonstrations- oder Schülerexperiment. Dadurch kommen immer mehr Schüler/innen in den Genuss, damit zu arbeiten, wodurch die Attraktivität des Chemieunterrichts gesteigert wird.

Berücksichtigung von Gender Sensitivity und Gender Mainstreaming

Schon bei der begleitenden Evaluation wurden alle Experimente hinsichtlich Gender Sensitivity getestet. Dabei hat sich keine Signifikanz ergeben, die eine Aussage über unterschiedliches Experimentierverhalten zwischen Mädchen und Burschen bestätigen. Wohl hat sich jedoch die größere Motivation der Burschen vor und nach dem Experimentieren mit dem „Chemiekoffer“ gezeigt. Auch konnten die Burschen das Wissen aus dem Alltag besser mit dem Chemieunterricht verknüpfen als die Mädchen.

Begleitende bzw. abschließende Evaluation

Bei der Erprobung des „Chemiekoffers“ wurde sowohl eine begleitende, als auch eine abschließende Evaluation durchgeführt. An 119 Schüler/innen aus dem HS- und AHS-Bereich wurden 5 Experimente aus dem Koffer gestestet. Geprüft wurden Lesbarkeit der Experimentiervorschrift, handwerkliches Geschick, Einfachheit des Experiments usw. bis hin zu allgemeinen Fragen wie: Interesse an Chemie, Verknüpfung von Wissen im Unterricht und Alltag, Zufriedenheit im Unterricht etc. Die genauen Ergebnisse der Evaluation können im Projektbericht unter Kapitel 4.5 nachgelesen werden.

Dabei wurde immer eine Experimentiergruppe mit einer Kontrollgruppe verglichen, sodass eine Veränderung in der Einstellung zum Chemieunterricht erkannt werden konnte. Evaluiert wurden auch die Kolleg/innen, welche die Erprobung durchgeführt hatten. Dabei wurde deutlich bestätigt, dass sich der „Chemiekoffer“ optimal im Chemieunterricht einsetzen lässt.

Gesamtbericht

(c) Wilhelm Pichler 2015